Konstantinbasilika

Konstantinbasilika Trier

Ursprung des Palastaula

Die Konstantinbasilika im römischen Palastbezirk Triers – seit 293 n. Chr. Kaiserresidenz und Zentrum römischer Politik – diente zu Beginn des 4. Jhd. als kaiserlicher Prunksaal, eine Palastaula zu repräsentativen Zwecken. Leider ist nicht bekannt, wann genau die Palastaula gebaut wurde, ob schon zu Zeiten des baueifrigen Gaius Valerius Diocles (Diocletian, Kaiser von 284 – 305) oder erst später zu konstantinischer Zeit. Auf eine Erbauung zu Zeiten Kaiser Gaius Flavius Valerius Constantinus, Konstantin d.Gr. 306 – 337, weisen folgende Indizien hin:

  • Für den Bau verwendeter Ziegel, die den Stempel einer Ziegelei tragen, die auch die Baustelle Kastel Deutz belieferte, welche nachweislich auf 310 n.Chr. datierbar ist.
  • Eine im Mauerwerk der Vorhalle der Palastaula verborgene Bronzemünze aus dem Jahr 305 n.Chr., die bei Grabungen entdeckt wurde.
  • Die Lobrede des Eumenius von Autun auf  Kaiser Constantinus, gehalten 310 n.Chr.

Basilika – Palastaula

Den Namen „Basilika“ erhielt das Bauwerk vom Heimatforscher Johannes Steiner im 19. Jhd in Bezugname auf die überlieferte Lobrede des Eumenius von Autun, verlesen im Beisein des Kaisers Constantinus. In Begeisterung des Aufblühens der Trierischen Kaiserresidenz „sieht“ der Festredner „die Basiliken mit dem Forum , königliche Bauwerke“ („video basilicas et forum, opera regia“ vgl. Panegyr. VI 22 ed. Baehrens). Aber auch evangelische Kirchenbauten werden als „Basiliken“ bezeichnet; daher soll die Konstantinbasilika im Weiteren korrekter Palastaula (aula palatina, palatium) genannt werden, der Bezeichnung für römische Profanbauten.

Bauwerk

Das von Süden nach Norden ausgerichtete rechteckige säulenlose Gebäude der heute erhaltenen Palastaula gilt mit ihren Ausmaßen (67 m Länge, 27,5 m Breite, 30 m Höhe) als einzigartiges römisches Bauwerk nördlich der Alpen. Die Umfassungsmauern bestehen ganz aus Ziegeln und Mörtel und haben mit Pfeilervorsprung eine Stärke von 2,7 m am Sockel sowie an der Mauerkrone in 30 m Höhe! von 3,4 m. Das Mauerwerk ruht auf einem 4 m breiten und 4-6 m tiefen Fundament aus Gussbeton.
Die Römer setzten opus caementitium = Beton (opus=Bauwerk, caementum=Bruchstein), eine Mischung aus gebranntem Kalk, Wasser, Sand (mortar = Mörtel) und Bruchstein, immer häufiger für ihre Bauwerke ein, wegen seiner Eigenschaften als sehr duckfestes und beliebig formbares Konglomeratgestein. Die Verwendung von Mörtel zur Befestigung von Ziegelsteinen geht auf die jüngere Altsteinzeit zurück und wurde durch die Zugabe vulkanischen Gesteins durch die Phönizier verbessert, sodass der Beton auch unter Wasser aushärtet. Durch die Griechen in das römische Reich gebracht, legte dieser flexibel einsetzbare Baustoff das Fundament der römisch-kaiserlichen Architektur, so für Aquädukte (vgl. Pont du Gard, Südfrankreich), Thermen (vgl. Kaiserthermen, Trier), Tempel (vgl. Pantheon, Rom), Abwasserkanäle und Hafenanlagen.
Die an der Nordseite gelegene Apsis (griech. Wölbung), einem halbrunden nischenartigen Anbau von 18 m Durchmesser, wird außen flankiert von zwei Treppentürmen, mit spindelförmig angeordnete Stiegen aus Ziegelplatten. Von den Eingänge an der Außenseite der Nordwand führen die Wendeltreppen zu den Galerien in Höhe der beiden Fensterreihen der Längswände und zur Mauerkrone.
Die Galerien waren im Querschnitt dreieckige Holzkonstruktionen, die an der Außenseite der Apsis und Längswände jeweils unterhalb der zwei Fensterreihen der Palastaula angebracht waren. Sie dienten dem Öffnen, Schliessen und Wartung der Fenster und vermittelten durch ihre Außenverkleidung den Eindruck eines massiven Gesims, der den Bau vertikal strukturierte. Der ehemals, die gesamte Palastaula bedeckende weiß-graue Kalkmörtelverputz war in Höhe der Galerien ausgespart, wodurch nach Verfall der Galerien im Laufe der Jahrhunderte der Stein schwarz verwitterte. Daher ist heute, trotz mittlerweile abgeblätterten Verputzes, der Verlauf der Galerien an der westlichen Längswand am horizontalen dunklen Band unterhalb der Fenster gut zu erkennen.
Drei Portale verbanden am südlichen Ende die Palastaula mit einer Vorhalle mit Marmorverkleidung und Fussbodenheizung, von der nur noch die Fundamente zeugen, da die Vorhalle für den Neubau des Kürfürstlichen Palais im 17. Jhd. abgerissen wurde. Es handelte sich um eine lang gestreckte von Ost nach West ausgerichtete Vorhalle mit einer Apsis von 11 m Durchmesser am westliche Abschluss.
Der von der Vorhalle eintretende Besucher musste 84 m des Langhauses durchschreiten, um zur Apsis der Palastaula zur gelangen. Zu seinen Füssen lagen Marmorplatten aus schwarzen Sechsecken und weißen Dreiecken. Die darunter liegende Hypokaustheizung (= durch Warmluft beheizte keramische Wand) erwärmte die gewaltige Halle:

  • fünf Heizöfen (praefurnien) verteilt an der Außenseite der Palastaula leiteten ihre Heissluft durch mit Bimssteintuff ausgekleideten Heizkanäle durch das Mauerwerk im Sockel der Palastaula…
  • …in Räume unter dem Marmorfussboden. Diese unterirdischen Wärmekammern waren Hohlräume gefüllt mit tausenden 1,3 m hohen Pfeilerchen aus quadratischen Ziegelplatten, die den Marmorfussboden der antiken Halle trugen. Aufgeteilt in drei unterirdische Kammern, Nord- und Südteil, sowie Apsis, konnte die Beheizung der Palastaula reguliert werden.
  • Die Warmluft aus den Kammern stieg an der Innenseite der römischen Mauern durch Hohlziegel (tubuli) hinter der Marmorwandverkleidung auf zu einem horizontal verlaufenden Verbindungsrohr.
  • Von den Querverbindung auf der Innenseite gelangten die Rauchgase durch schräge Luftabzugskanäle ins Freie. Diese Kamine durchbohren jeden der neun Pfeiler einer westlichen Längswand auf der Höhe der Fensterbänke der unteren Fensterreihe und leiteten die Abluft oberhalb der Galerie nach außen.

Hinter dem Triumphbogen mit einer Höhe im Scheitel von 28 m sieht der Betrachter die Apsis. Die mittleren Fenster und Nischen der Apsis sind kleiner als jene zu beiden Seiten der Apsis und verstärken so gewollt den perspektivischen Eindruck von der Länge der Palasthalle. Der im gewaltigen Raum sich winzig vorkommende Mensch, musste von der Macht des kaiserlichen Herrschers beeindruckt sein, der, mit seinem Hof in der farbenprächtigen Apsis, auf einer Tribüne sitzend, dem antiken Besucher eine Audienz gewährte.

Geschichte

Zwar residierte Kaiser Constantinus in mehreren Städten: Trier, Arles, Mailand und weiteren, wobei der Palastbezirk Triers am besten ausgebaut war.
330 n. Chr. verlegte Constantinus seine Residenzstadt endgültig nach Constantinopolis (Istambul). Trier verlor damit für immer seine Bedeutung als politisches Zentrum der bekannten Welt.
Nach den Völkerwanderungen  im 5. Jhd. geriet Trier unter fränkische Herrschaft. Unter Verwaltung des Gaugrafen des fränkischen Königs verfiel das Palatium: Galerie und Dach stürzten ein und römischen Umfassungsmauern dienten fortan als geschlossener Hof für Wohnungen und Stallungen.
An der Außenwand der Westmauer wurde in der ersten Hälfte des 8. Jhd. die Laurentiuskirche angebaut.
Im Mittelalter in den kirchlichen Besitz übergegangen, zogen sich die Bischöfe von Trier zeitweilig hinter die dicken Mauern des Palatium zurück, zum Schutz vor kriegerischen Aggressoren. So der gewählte Erzbischof Adalbero von Luxemburg, der sich 1008 hinter den Mauern des Palatium erfolgreich vor dem Heer König Heinrichs II. verschanzen konnte. Adalbero dankte dennoch freiwillig zugunsten Heinrichs Wunschkandidat Bischof Megingaud ab.
Arnold II. von Isenburg und sein Nachfolger Heinrich von Finstingen bauten das Palatium im 13. Jhd. weiter zur Festung mit vier Spähtürmchen und Weinkeller aus.
Kurfürst Lothar von Metternich (1599 – 1623) wollte die Palastaula als einen von vier Flügel in das Kurfürstlichen Palais integrieren. Wegen der Härte des Mauerwerks kamen die Abrissarbeiten der Ost- und Südwand zum erliegen! Erst sein Nachfolger Philipp Christoph von Sötern (1623 – 1651) vollendete den Abriss und Neubau, wodurch an der Stelle der ehemals 27 m breiten Palastaula ein 9 m schmaler dreigeschössiger Wohnflügel entstand, der die Westmauer und Apsis integrierte.
Im Zuge der Säkularisierung (= Verweltlichung, Löslösung des Staates aus der Bindung der Kirche) im Jahre 1803 wurde die Laurentiuskirche an der Westwand des Palatiums abgebrochen.
Die Franzosen nutzen 1810 das Palais als Lazaret und Kaserne, 1814 übernahm das preußische Militär den Palast.
Mangels Räumlichkeit für die evangelische Kirchengemeinde entschied Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, die konstantinische Palastaula  (Konstantinbasilika) wieder in ursprünglichen Zustand versetzen zu lassen: Ost- und Südmauern entstanden auf den Resten der antiken Mauern, nur wenige Pläne und Aufzeichnungen von älteren Befunden wurden dabei angefertigt. Friedrich Wilhelm IV. nahm persönlich an der Einweihungsfeier der Basilika in Trier am 28. Sept. 1856 teil.
Brandbomben im zweiten Weltkrieg zerstörten am 14. Aug. 1944 abermals große Teile der Basilika, welche jedoch nach Wiederaufbau 1956 ihre Tore als evangelische Kirche öffnete.

Quellen/Literatur

  • Ministerium für Untericht und Kultur (Hrsg.): „Die Basilika in Trier“, 1956, 73 Seiten.
  • Zahn, Eberhard: „Die Basilika in Trier“, Trier 1991, 87 Seiten.

für Gestaltung und Text: Yorck von Wartenburg, Marcus