Dom in Trier

Trierer Dom
Ursprung des Dom in Trier


Der Dom zu Trier geht auf eine Kirche erbaut um das Jahr 326 n. Chr. in der Herrschaftszeit Gaius Flavius Valerius Constantinus, Konstantin d.Gr. 306 – 337, zurück. Dieser sah sich in der Pflicht nach jahrhundertelanger Christenverfolgung unter Dioclezian, Galerius und Maximinus Daia zur Wiedergutmachung (vgl. Mailänder Toleranzedikt 311 n. Chr. von Galerius, Constantinus und Licinius). Zu seinem 20-jährigen Regierungsjubiläum 326 n. Chr. beginnt er neben dem Bau des Petrusdoms, der Grabeskirche in Jerusalem und der Geburtskirche in Betlehem mit dem Bau der Trierer Doppelkirche, Nord- und Südkirche, im Bereich zweier benachbarter quadratischer Insulae des römischen Straßennetzes. Die dort stehende Palastanlage mit Prunksaal und Deckenmalereien musste zwecks Bau der Nordkirche weichen.

Der heutige Domumfang (112,5 x 41 m) entspricht nur einem Bruchteil der Dimensionen der Nordkirche aus dem vierten Jahrhundert. Dieser noch für heutiger Verhältnisse gewaltige römische Doppelkirchenbau erstreckte sich über den heutigen Domvorplatz hinaus nach Westen bis fast zum Hauptmarkt.
Die Flachdecke mit Holzdach der Nordkirche wurde in der Mitte getragen von vier monolitischen Granitsäulen aus dem Odenwald. Eine dieser Granitsäulen, der Domstein, liegt heute vor dem Südwestportal des Doms wie ein vergessener Hinkelstein.
Am Ort der südlichen Kirche, auf die Münzfunde von 321 in den Fundamenten hinweisen, wurde die Liebfrauenkirche1212 bis 1242 errichtet.

Zerstörung und Bauabschnitte

Die Geschichte des Trierer Doms stand in der letzten Hälfte des ersten Jahrtausend unter dem Zeichen von Zerstörung und Wiederaufbau.
Zerstörungen durch:

  • mehrfache Eroberung Triers der Franken, Ausmaß: verheerend
  • wahrscheinlich durch Attila, des Hunnenkönigs, um 451
  • Normannensturm, Karwoche 882, Ausmaß: unbekannt

Wiederaufbau und Erweiterung des Trierer Dom:

  • Fertigstellung des relativ kleinen quadratischen Bau im Bereich des heutigen ’neuen Hochaltars‘ und Mittelkrypta durch Kaiser Flavius Gratianus (367-383), Sohn des Valentinian I. (364-375). Diese über 20 m hohen antiken Mauern tragen noch heute das Domgewölbe.
  • Aus dem Wiederaufbau unter Bischof Nicetius (526/7 – 561) stammen die älteren kreuzförmigen vier Meter durchmessenden Pfeiler.
  • Erzbischof Egbert, 977 – 993 (vgl. Egbert-Codex‘), trieb die Reparaturen der Schäden infolge des Normannensturms voran. Er beauftragte Goldschmiedearbeiten, z. B. Andreastragaltar und Kunstwerke des Trierer Domschatzeswie die Hl.-Nagel-Reliquie oder ‚Goldhülle des Petrusstabes‘ (heute im Limburger Domschatz). Das Domgebäude wurde Richtung Westen um mehr als die doppelte bisherige Länge erweitert. Weitere kreuzförmige Pfeilergliederten den Kirchenraum mit ihrem rhythmisierenden Wechsel der Jöchlängen (Abstände zwischen den Pfeilern: kurz – lang – kurz – lang – kurz).
  • Poppo von Babenberg, seit 1016 von Kaiser Heinrich II als Erzbischof von Trier eingesetzt, führte 1037 die Domrestaurierung Egberts fort. Durch ihn erhielt der Trierer Dom den Westchor die Mittelkrypta und seine Westtürme. Die Türme werden getragen vom Gewölbe über dem Kirchenraum und konnten erst nach dem Tode Poppos, der nach einem Hitzschlag bei der Besichtigung der Bauarbeiten am Westteil des Domes 1047 verstarb, um das Jahr 1056 (Nordturm) bzw. 1076 (Südturm) fertiggestellt werden.
  • Nach Bau der Westkrypta mit Kreuzgewölbe und Nikolausaltar wurde sie 1121 geweiht.
  • Die den Kirchenraum begrenzende römische Ostwand war versehen mit einem Rundfenster (oculus), welches zur dritten Stunde (hora tertia) um 9:00 Uhr dem Sonnenlicht erlaubte, die Mittelachse des Domes zu durchfluten. Wegen eines anstehenden Papstbesuchs (1147/48) galt das Ostchor des Doms als zu klein. Daher entschloss sich Erzbischof Hillin (1152- 1169) die Ostwand öffnen zu lassen, um den Ostchor zu erweitern. Die umfangreichen Neubauten umfassten Ostkrypta, Ostchor und seitliche Osttürme, welche am 1. Mai 1196 von Erzbischof Johann I. (1190-1212) geweiht wurden. Die Osttürme sind von der Krypta an aufwärts auf vier Etagen mit Oratorien versehen, die sich jeweils zum Innenraum hin öffnen. Auf der Ebene der Krypta angebrachten Altäre von 1196 sind heute noch zu besichtigen.
  • Der gotische Kreuzgang entstand 1212 wohl unter Erzbischof Johann und vollendet unter Wied.

Die für den Dom in Trier heute charakteristischen Merkmale erhielt dieser im 11. bis 12. Jahrhundert.

Der Heilige Rock

Erste historische Quellen erwähnen erstmals den Hl. Rock bei seiner Verlegung von der Westkrypta in den neuen Altar des Ostchors bei seiner Einweihung am 1. Mai 1196. Legenden berichten, Helena, die Mutter Constantinus, hätte die Tunica im 4. Jhrd. von einer Pilgerfahrt in Jerusalem nach Trier gebracht. Diese Erzählungen sind historisch nicht belegt, noch lässt sich der Nachweis über die Echtheit der Tunica führen.
Die Öffentlichkeit konnte erst ab dem 16. Jhrd. die Reliquie besichtigen. Auf lautstarkes Verlangen der Kirchengemeinde am 3. Mai 1512, nach einem Gottesdienst zum Gedenken an die verstorbene Gemahlin Kaiser Maximilians (1493-1519), sah sich der Erzbischof Richard von Greiffenklau Vollrads genötigt, den Hl. Rock öffentlich zu zeigen. Darauf folgten öffentliche Zeigungen der Tunica Christi und damit verbundene Wallfahrten nach Trier bis in unsere Tage.

Prunksaal der Palastanlage unter dem Dom in Trier

Zum Bau der Doppelkirche wurde ein Palast abgerissen, der Legende nach ein Geschenk Helenas an die Christengemeinde.
Mit der Zerstörung des Palastes fiel auch eine den Festsaal schmückende Deckenmalerei zum Opfer. Die Bruchstücke dieser Deckenmalerei wurden durch Grabungen geborgen, wieder zusammengesetzt und restauriert und sind nun im Bischöflichen Museum zu bewundern. Sie zeigt 15 große quadratische Felder mit vier überlebensgroßen Frauenportraits der kaiserlichen Familie. Daneben acht tanzenden Putten bzw. Eroten und zwei bärtigen Männerköpfen und einem teilweise nicht rekonstruierbaren Männerbildnis.
Die Frauenportrais zeigen wohl:

  • Flavia Helena, Mutter Constantinus, mit Schmuckkästchen und Lorbeerkranz, mittig
  • Constantia, Stiefschwester Constantinus
  • Maxima Fausta, Gemahlin Constantinus und Tochter des Augustus (Mitkaiser 286-305) Maximian
  • junge Helena spielt mit Leier und Blütenkranz im Haar, als Braut dargestellt, heiratete 321 den Kaisersohn Crispus

Die Männerbildnisse zeigen:

  • bärtigen Philosophen
  • Rhetor (Redner der Antike) mit Lorbeerkranz

Quellen/Literatur

  • Ronig, Franz (Hrsg): „Der Trierer Dom“, 1980, 610 Seiten
  • Ronig, Franz: „Der Dom zu Trier“, Die Blauen Bücher, 1982, 82 Seiten
  • Wichmann, Jürgen: „Gebrauchsanweisung für eine junge alte Stadt“, Trier 1980, 184 Seiten

für Gestaltung und Text: Yorck von Wartenburg, Marcus